Einige Energieversorger feiern sich geradezu durch die geschaffene Möglichkeit, dass Ihre Kunden grosse Solaranlagen finanzieren. Wie geht das? Man kann sich als Person in deren Versorgungsgebiet Quadratmeter von Grossanlagen kaufen und kriegt dafür z.B. 20 Jahre eine Gutschrift auf die Stromrechnung.

Solche Angebote sind grundsätzlich gut, schliesslich wird so erneuerbare Energie gefördert. Ein paar der jüngsten Angebote die ich prüfte erweisen sich aber als alles andere als Fair und für den Investor (dich!) zum Teil sogar als unwirtschaftlich.

Wenig faire Angebote

Ein faires Angebot habe ich bisher keines gesehen, aber zumindest solche, wo man über die Laufzeit von 20 Jahren den Betrag mit einem Bonus zurück bekommt. Doch selbst das ist nicht immer der Fall – manche Energieversorger lassen sich die Anlagen (von denen sie selbst am meisten profitieren) regelrecht vergolden oder verwenden die hälfte des Geldes dann für was anderes. Das zeigt ein Beispiel von einem Versorger, dessen Solaranlagen zu meinem Erstaunen jeweils innert Wochen ausverkauft sind.

Das unschöne Beispiel

Der Energieversorger bietet für sagenhafte 320 CHF einen Quadratmenter an und vergütet pro Quadratmeter 100 kWh Strom pro Jahr – nur den Strom, nicht die Netznutzungskosten und weiteren staatlichen Gebühren. Konkret sind das in dem Fall 11 Rappen pro kWh. Also quasi eine Gutschrift von 11 CHF pro Jahr. Jedoch nur für 20 Jahre. Von den investierten 320 CHF kriegt man also genau 220 CHF zurück. Man macht sprichwörtlich Verlust – was nicht zwingend schlecht ist, immerhin konnte damit eine Solaranlage gebaut werden.

Für Mieter oder solche die schnell und einfach etwas tun wollen, kann das eine gute Sache sein. Man sollte sich aber bewusst sein, dass man a) weniger kriegt als man investiert und b) das finde ich fies, vor allem der Energieversorger davon profitiert. Wenn er damit weitere erneuerbare Energien aufbaut ist das wiederum gut. Der genannte Energieversorger kann mit 320 CHF nämlich ca. 2-3m2 bauen, nicht nur einen. Die geplante Solaranlage wird also gleich 2-3x finanziert. Er sammelt also quasi 100’000 CHF und baut damit eine Solaranlage die ca. 35- bzw. maximal 50’000 CHF kostet (Zahlen vereinfacht, nicht auf das konkrete Beispiel hochgerechnet). Ein Versorger hat sowohl die nötigen Angestellten für den Bau und Planung der Anlagen wie auch gute Einkaufspreise, theoretisch kann er sogar die ganze Bürokratie intern vereinfachen. Das macht es ihm leicht, grosse Anlagen kostengünstig aufzubauen. Den Strom der gebauten Anlage verkauft der Versorger logischerweise zum vollen Tarifpreis.

Hinzu kommt, dass 1m2 Solarpanel heutzutage nicht etwa 100 kWh generiert. Ein handelsübliches Panel misst 1,7m2 und erzeugt 320 – 380 kWh pro Jahr (viele Faktoren beinflussen das natürlich: Ausrichtung, Wetter, beschattung und die Leistung des Panel). Wenn wir 350 kWh pro 1,7m2 als Basis nehmen ergibt das ca. 200 kWh pro Quadratmeter im Jahr.

Wohlgemerkt, dass ist das unschönste Beispiel. Es gibt bessere solcher Angebote, jedoch ist jedes das ich bisher gesehen habe sehr zugunsten des Energieversorgers, nicht des Investors. Bei den meisten kriegt man aber immerhin mehr zurück als man investiert.

Fazit

Solche Angebote sind grundsätzlich gut, müssten aber aus meiner Sicht fairer und transparenter sein. Man muss sich bewusst sein, dass man hier zwar durchaus etwas gutes tut, das Geld aber besser investieren könnte – z.b. in eine eigene Anlage.

Zum Vergleich, drüber im Shop kosten 1,7m2 (also ein Panel) zum einstecken an die heimische Steckdose ab 430 CHF. Diese deckt die Grundlast der eigenen Wohnung ein bisschen ab – die jährlich selbst produzierten ca. 300 – 340 kWh werden zu ca. 80-90% direkt selbst verbraucht – sie erscheinen somit *gar nicht* auf der Stromrechnung, weil der Strom lokal produziert und gar nicht erst vom Netz bezogen wurde. Damit spart man je nach Ort 50 – 75 CHF pro Jahr und profitiert von der vollen Leistung des Panels in welches man investiert hat. Im Gegensatz zu den im Beispiel vergüteten 220 CHF spart man so über 20 Jahre 1’000 – 1’500 CHF.