Kaum ein Mieter oder Hauseigentümer kennt die einfachste Form der Solaranlage, welche in fast jeder Wohnung die Stromkosten senken und etwas konkretes zur Energiewende beitragen kann. Kleinanlagen mit zwei Panels bis 600W Leistung sind erlaubt – man muss nur Meldung machen. Über die Steckdose angeschlossen, wird der Strom durch aktive Geräte im Haus verbraucht. Doch wie funktioniert das genau?

Einfach einstecken und los gehts?

Ja. Es gibt bei verschiedenen Onlinehändlern und Genossenschaften solche „steckerfertig“ zugelassenen Solarpanels, bei denen alles nötige mitgeliefert wird um dem produzierten Strom direkt im eigenen Haushalt zu nutzen. Doch wie funktioniert das, wenn das (oder die) Panel(s) einmal eingesteckt sind?

Der Strom „fliesst“

Szenario: Spitzenlast

Es ist nicht einfach zu erklären, wie genau sich Strom fortbewegt. Physikalisch betrachtet ist „fliessen“ eher das falsche Wort. Die Panels mit eingebautem Wechselrichter produzieren konformen Strom fürs Hausnetz. Der Strom wird dann durch aktive Geräte direkt verbraucht – Man spart also konkret Geld indem weniger Strom vom Netz nötig ist. In schweizer Haushalten ist entscheidend, auf welcher Phase die Anlage eingesteckt wird, wenn man den Strom physisch nutzen will. Wenn die Panels mehr Strom produzieren, hilft aber die Phasensaldierung sofern auf einer anderen Phase gleichzeitig Strom genutzt wird.

Szenario: Grundlast

Die Grafiken (anklicken zum Vergrössern) zeigen wie das geht.

Der „Nachteil“ des Ganzen ist lediglich, dass für den überschüssigen Strom nichts zurückerstattet wird – doch das ist bei der geringen Leistung kein Problem. Die meisten Wohnungen und Häuser haben einen gewissen Grundbedarf, wodurch generell nur wenig Strom ins Netz gespiesen wird. Deswegen ist Meldung ans EW wichtig: In manchen Gemeinden bekommt man selbst für kleine Anlagen den „Überschuss“ gutgeschrieben.

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Was spart man konkret?

Die Hersteller solcher kleiner Anlagen geben an, dass man mit dem Panel in bester Ausrichtung ca. 200 – 250 kWh produzieren und somit selbst nutzen kann. Davon ausgehend, dass nur ein sehr geringer Teil ins Netz gespiesen wird (sagen wir 5 – 10%), spart man bei einem Durchschnittstarif von 25Rp/kWh somit 50 – 60 CHF pro Jahr bzw das doppelte mit zwei Panels.

Doch dem Gegenüber steht bei auf dem Markt befindlichen Lösungen ein Kaufpreis von mindestens 500 bzw. 1’000 CHF für zwei Panels. Mit der Ersparnis amortisieren sich diese Anlagen also erst nach 9-12 Jahren, während sie aber für mindestens 25 Jahre ohne Wartung Strom produzieren.

Das kauft sich doch keiner!

Mit dem gerade gewonnenen Wissen? Vielleicht nicht, nein. Der Kaufpreis der Panels setzt sich Zusammen aus Aufwand für Beschaffung der Einzelteile, Vormontage, Bewilligung (damit man diese überhaupt als „Steckerfertig“ verkaufen darf). Die Materialliste besteht nicht nur aus einem Panel, sondern einem meist gleich teuren Wechselrichter. Zudem kommt langlebiges Montagematerial.

Hier setzt eines der Produkte von erneuer.bar an. Aus älteren Panels und Ausschussware die bestens noch über 20 Jahre eingesetzt werden kann, entstanden 290W und 580W Balkonanlagen. Damit wird eine Ersparnis von bis zu 50 – 140 CHF möglich sein je nach Ausrichtung und Grösse.

Gerne schicke ich dir per E-Mail eine Checkliste mit Voraussetzungen für eine Balkonanlage.

Es ginge noch effizienter

Nun klingen 400 – 500 kWh bzw. 600W Leistung nicht nach viel. Das stimmt für die einzelne Anlage schon und generell sind 400 kWh eher der unterste Wert der erreicht wird. Doch wenn in einem Wohnblock mit 24 Wohnungen und optimalen Bedingungen jeder so eine Anlage hat, werden jährlich etwa 9’500 – 11’000 kWh oder mehr produziert. Das reicht unter Umständen um den Bedarf von 2 – 3 Haushalten zu decken. Der relative Ertrag der installierten Leistung (14.4 kWp) ist aber aufgrund der steilen Ausrichtung zugegebenermassen nicht optimal. Eine gut geplante EFH-Anlage dieser Grösse kann im besten Fall das doppelte an Strom produzieren.

Optimieren kann das der Balkonmieter, indem das Panel nicht im 90° sondern in einem weniger steilen Winkel platziert. Perfekt wäre sogar, wenn die Neigung der Jahreszeit angepasst wird (Sommer 35-45°, Winter 70-80°) um das Panel zu jeder Jahreszeit optimal dem Sonnenstand auszurichten. Perfekt ist eine grosse Terrasse mit der Möglichkeit die Panels im Sommer mit 20° und im Winter mit 70° Neigung aufzustellen. Mit einer Unterkonstruktion die 20° Neigung hat, muss man die Panels so nur „aufstellen“ um sie Winterreif zu machen.

Erlaubnis vom Vermieter und Nachbarn einholen

Es kann sein, dass es je nach Mietvertrag gewisse Einschränkungen gibt – diese gehen manchmal soweit, dass man nicht einmal Blumen aussen am Balkon „installieren“ darf. Beim Vermieter vorher nachzufragen und auch das Einverständnis der Nachbarn einzuholen ist sicher empfehlenswert.

Bei Fixinstallationen, also wenn die 1-2 Panels auf dem Dach fix, nicht freistehend und abbaubar installiert werden, muss eine Baubewilligung eingereicht werden. Das gilt für Eigentümer wie auch für Mieter. Gerade als Mieter muss in so einem Fall definitiv vorher mit dem Vermieter abgeklärt werden ob das möglich ist – oder nicht gleich eine vollwertige Solaranlage installiert werden kann.