Klimaschutz ist teuer, aber nichts zu tun ist teurer. Diese Aussage hat im Zuge der weltweiten Hitzewellen und den Fluten in Europa und Indien bestimmt jeder einmal gelesen. Ja, für echten Klimaschutz muss man investieren. Wir sind sogar am Punkt in dem wir nicht nur Klimaneutral werden müssen, sondern quasi auch in Schutz vor dem Klima (z.B. Hochwasser) investieren müssen. Doch jeder der will hat die Möglichkeit, auch ohne Geld etwas für den Klimaschutz zu tun. Ein paar Tipps.

Regional einkaufen

Ich fange nicht mit „dem Hammer“ an, sondern erstmal mit was leichtem. Achtet beim Einkauf auf lokale und saisonale Produkte gerade bei Gemüse und Obst. Geh‘ auf dem Markt einkaufen, um die Landwirte direkt zu finanzieren. Oft ist Gemüse auf dem Markt günstiger oder gleich teuer und die Produzenten haben trotzdem mehr davon.

Wenn es zum Beispiel Tomaten aus der Schweiz im Sommer gibt, kaufe die und nicht welche aus Italien oder Spanien. Solange Transporte nicht klimaneutral stattfinden, hat 1kg Tomaten gute 160-180g CO2 auf dem Gewissen, nur durch den Transport von Spanien in die Schweiz. Lokale Tomaten kommen auf 10-20g CO2. Die Produktionsemissionen dürften im Sommer recht ähnlich sein.

Wenn du sehr darauf achtest, kannst du so beim Einkaufen schnell mal 500g bis 1kg CO2 einsparen. Auch unverpackt einkaufen hat oft diesen Effekt, weil derartige Läden ihre Waren meist so Bio oder regional wie möglich beziehen.

Der Hammer: Fleisch

Spätestens an zweiter Stelle (obwohl es aus meiner Sicht klar an die erste Stelle gehört): Fleischkonsum. Betrachtet man die gesamte Lieferkette von Fleischprodukten stellen wir fest, dass diese für 14,5% der weltweiten Treibhausgas Emissionen verantwortlich ist (da ist z.B. auch Methan mitbedacht).

Wer seinen eigenen Abdruck also reduzieren will, sollte auf Fleisch schlichtweg verzichten. Doch, „verzichten“, ist dies das richtige Wort? Aus meiner Sicht nicht. Ich selbst lebe erst seit 1,5 Jahren rein vegetarisch. Zudem kaufe ich Tierprodukte wie Eier, Milch und Käse bedacht und ausschliesslich regional. Für mich war das ca. 30 Tage „Verzicht“ und danach wurde es normal. „Übergangsprodukte“ wie die Sachen von V-Love aus der Migros gibt’s bei uns immer noch, aber weniger als am Anfang. Man lernt einfach, anders zu kochen und zu konsumieren.

In den ersten 30 Tagen, danach nur noch selten, hatte ich zwischendurch noch „Lust auf Fleisch“. Heute kommt das gar nicht mehr im Gedankengut vor. Es fehlt nichts aus dem Teller, wir sind gesund und fühlen uns absolut nicht eingeschränkt. Und man muss ja gar nicht soweit gehen – wenn viele den Konsum reduzieren oder die Waren beim Metzger holen, wird der Markt auf die veränderte Nachfrage reagieren.

Ein paar Zahlen um das einzuordnen: 1 kg Schweinefleisch verursacht etwa gleich viel CO2e wie 80 kg Kartoffeln. Für 1 kg Rindfleisch werden etwa 15,4 kg CO2 emittiert, bei Linsen hingegen sind es schlanke 0,7 kg – Vom Wasserverbrauch ganz zu schweigen. Der ist beim Rindfleisch angeblich 50x höher (Soja-/Futterproduktion eingeschlossen).

Der eigene Garten

Uns fehlt leider der Platz dafür. Im eigenen Garten angebaut schmeckt Gemüse oder Obst doch am besten. Dass die Emissionen so am geringsten sind, muss ich glaube ich nicht weiter ausführen. Auch was Pestizide angeht, kannst du hier selbst für dich schauen was passt und was nicht.

Wir haben zwar kein eigenes Gemüse im Garten dafür aber viele Kräuter. Auch das ist etwas. Denke immer daran: Jedes eingesparte Gramm CO2 (oder anderes Treibhausgas) ist relevant. Dass „einer allein“ nichts tun kann stimmt nicht: „Einer allein“ hat für dieses ganze Klimachaos gesorgt – einfach in 8 milliardenfacher Ausführung.

Natürlich sind die grössten Emittenten Grosskonzerne, aber die Liefern ja auch nur das, was der Mensch nachfragt. Ich find’s schwierig nur den Öl-, Strom-, Fleisch- oder Stahl/Beton-Konzernen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Klar, ist auch an dieser Adresse mehr Verantwortung zu suchen, aber eben auch bei jedem Einzelnen. Vor allem wenn die Grosskonzerne nichts tun oder zu spät handeln.

Tipps zum Heizen

Wir haben ein Haus welches Baugleich mit sieben anderen Häusern im Quartier ist. Doch sehet und staunet über die Heizkostenabrechnung: Wir haben ca. 30% weniger Heizenergie als die Partei auf Platz 2 bezogen (Die Solaranlage macht dabei nur 5% aus). Gegenüber dem letzten Platz haben wir exakt 40% weniger Heizkosten. But why?

Nun, eines ist ganz wichtig: Unser Haus ist auf ca. 19 – 20° Heiztemperatur „geeicht“. Wir laufen aber in ganz normalen Kleidern rum. Man muss das einfach alles schon vor der Heizsaison einstellen, dann merkt man es kaum bzw. der Körper gewöhnt sich automatisch dran. Nur wenn wir Besuch haben, sagen immer alle es sei etwas kalt – And that’s the point. Andere Parteien heizen schlicht auf 20-22°, beim Kollegen auf dem letzten Platz fühlt es sich für uns wie in einer Sauna an.

Was auch sehr hilft ist es, die Storen (Jalousien) am Abend runterzulassen. Im Winter machen wir das oft bereits um 17 Uhr oder etwas später. Leider kein Smarthome, welches das automatisch tut. Auch damit kann man etwas mehr von der Wärme im Haus behalten.

Warmwasser

Nicht zuletzt: Warmwasser. Speziell bei uns ist, dass wir im Sommer bei gutem Wetter immer via Strom-Überschuss vom Dach Warmwasser aufbereiten. Ist nicht genug Leistung vom Dach da, halten die Elektroboiler die Temperatur nicht mit Strom sondern mit der Wärme der Pelletheizung im Quartier bei 55 – 65°.

So, der Punkt ist jetzt, dass ich mit dem Solarstrom gegenüber den anderen Parteien nur etwa 5% spare. Das sehe ich am Zähler, weil Warmwasser-Heizleistung separat aufgezeichnet wird. Aber ihr habt den Fehler vielleicht schon gesehen: Die Standard-Einstellung bei unseren Häusern war 55-65°, wobei einmal pro Woche auf 65° erzwungen wird, wegen der Legionellen.

Diesen Wert haben wir schlicht auf 42 – 48° geändert mit 61° als wöchentliche Spitze. So und wer erstmal 30-40% Heizleistung spart, spart auch Geld und damit kann man etwas tun. Man muss nun nur den Warmwasserregler bei uns etwas weiter nach links drehen, wenn es wirklich *heiss* sein soll.

Solarstrom-Tarif

Mit dem gesparten Geld kann man nun zum Beispiel auf einen reinen Solarstrom-Tarif wechseln. In der Schweiz ist bei vielen Stromlieferanten „der blaue Tarif“ mit einem hohen Wasserkraft Anteil der Standard. Das ist gut, der hat eine gute CO2 Bilanz. Bei uns allerdings nur 4% Sonnenstrom-Anteil. Je mehr Menschen auf einen grünen Tarif wechseln um so mehr muss der Lieferant dafür sorgen, dass er diese Menge an Solarstrom auch produziert oder einkauft.

So kann jeder einzelne wieder etwas tun um die Nachfrage zu ändern. Am Ende zwingt das die Stromlieferanten irgendwann dazu, Solarstrom zuzukaufen. Bestenfalls von lokalen Solaranlagen (oder durch Investition in solche). Das fördert den Bau von Solaranlagen und Unterstützt die oft auch privaten Investoren die solche Anlagen auf Ihr Haus bauen.