Anfang November 2020 konnte ich einen der ersten Maxus eDeliver 3 in Empfang nehmen. Das Fahrzeug wird für die Auslieferung von Solar Komplettsets zur Montage oder zum Transport von Balkon-Solaranlagen verwendet. Nebst dem, wird es künftig vielleicht als Kartonabfuhr im Dorf fungieren. Da ich das Fahrzeug bei weitem nicht täglich brauche, kann man es auch über 2em.ch oder über das Kontaktformular buchen.

Solides Fahrzeug für kleinen Preis

Zugegeben. Schaut man ganz genau hin, sieht man in der Verarbeitung, wo am Fahrzeug gespart wurde. Doch darüber kann ich bei einem Startpreis von 34‘500 CHF für die kurze Version mit kleiner Batterie (35 kWh, 150 – 200km je nach Fahrweise und Autobahnanteil) hinwegsehen. Zudem: Unschöne Fugen beeinflussen die Funktionalität vom Fahrzeug nicht.

Das Cockpit ist weitestgehend Analog. Wer vorher einen Verbrenner gefahren ist, sieht eigentlich nichts neues und fühlt sich schnell Zuhause. Der Unterschied ist massive Beschleunigung, bessere Bodenhaftung und vibrationsfreies Fahren. Ansonsten fühlt sich das Fahrzeug nicht futuristisch an. Und das soll es auch nicht. Man steigt ein, löst die manuelle Handbremse und los geht’s.

Ein kleines LED Display zeigt auf Knopfdruck verschiedene Informationen, etwa Geschwindigkeit, Ladezustand und aktueller oder durchschnittlicher Verbrauch der aktuellen Fahrt. Tacho, Motorleistung und Ladezustand werden zudem klassisch Analog angezeigt.

Entertainmentsystem – Kaum vorhanden

Der Screen reagiert meistens schnell und zuverlässig. Radio funktioniert auf FM und AM. Wie man DAB einstellt – da musste ich ein bisschen üben. Man muss einmalig den Suchlauf starten. Dazu muss man einen „Sender“ wählen, der ziemlich kryptisch benannt ist. Erst dann funktioniert Radio über DAB und lustigerweise funktioniert auch erst dann Musik über Bluetooth, weil sich dieses als eine Art Sender präsentiert.

Der kleine hat auch schon das Bluetooth Radio gekapert.

Man könnte sagen das reicht. Doch bei der ersten grösseren Fahrt habe ich bemerkt, dass da kein Navi mit dabei ist (wusste ich eigentlich). In verschiedenen YouTube- und Blog-Reviews war immer von Apple Carplay und Android Auto die Rede. Also kein Problem. Eingesteckt – nothing happens. Bis heute habe ich nicht rausgefunden ob das nun Fake News waren oder ich es nicht hinkriege. Im Nissan Leaf läufts, im UI vom Maxus ist nichts zu den Funktionen zu finden, im Handbuch auch nicht.

Na und sonst kaufe ich halt eine Halterung für mein Android und wende Android Auto so an – übers Display und Soundsystem vom Auto wäre halt einfach praktischer.

Fahrverhalten und Rekuperation

Es gibt drei Rekuperationsstufen, leicht, mittel, stark. One Pedal Driving wie im Nissan Leaf ist damit nicht möglich, aber mit etwas Übung auf Stufe „mittel“ passt es für mich. Im Eco-Modus soll die Rekuperation laut Handbuch stärker sein, aber da merke ich keinen Unterschied. Beschleunigung ist top – im leeren Zustand fühlt es sich recht zügig an. Im beladenen Zustand kann ich auch nicht klagen. Zumindest Fahrzeugen aus dem gleichen Segment fährt er so oder so easy davon.

Mein Verbrauch nach den ersten 300 km liegt bei 14,1 kWh, die erste Autobahnfahrt für die Lieferung ist ausgenommen (da Stand der Zähler aber auch nur auf 14,5 kWh). Er sah seither keine Autobahn mehr, war aber teilweise beladen. Die WLTP Angaben scheinen mir einigermassen realistisch zu sein, mit -10% der Angaben ist man auf der sicheren Seite.

Langsames laden

Bei einem Fahrzeug mit 35 kWh Batterie (auch für die 52,5 kWh Version) lasse ich, in diesem tiefen Preissegment durchgehen, dass er nur auf einer Phase lädt. Maximal laut Handbuch sogar nur 3,7 kW, also 16A. An einer 32A Säule habe ich aber bisher nicht geschaut was passiert.

Schnellladen soll er mit 30 kW, was auch eher wenig ist. Wäre ich Fuhrparkmanager würde ich aber so oder so die Batteriegrösse kaufen, die einen Arbeitstag übersteht – deswegen ist bei mir bewusst die kleinere Variante im Einsatz. So denke ich, wird in den meisten Fällen über Nacht geladen und nur im Notfall an einem Schnelllader. Ausprobiert habe ich das noch nicht, mache ich aber mindestens einmal um die 30 kW zu bestätigen oder widerlegen.

Be- und Entladen

Nicht im Sinne von Strom, sondern Ware. Es finden drei Euro-Paletten Platz in der langen, zwei in der kurzen Version. Ich selbst transportiere damit Solarpanels, Werkzeuge, Gerüst und Unterkonstruktionsmaterial. Dazu baue ich wohl nach und nach geeignete Halterungen ins Fahrzeug ein. Da muss ich erstmal Erfahrung sammeln. Vielmehr kann man da nicht sagen. Hat halt soviel Platz wie in den technischen Daten steht. Ein paar mehr Punkte (im oberen Bereich der Seitenwände) um Ware zu fixieren wären nett gewesen. Da kann ich allerdings nicht beurteilen, wie viel da der Durchschnitts-Handwerker braucht und ob das so unter oder in par zum den Standards ist.

Erstes Fazit

Im gleichen Segment sind einige Fahrzeuge von PSA (etwa der Opel Vivaro-e) angesiedelt. Mit ähnlicher Ausstattung zahlt man da aber schnell 10-12k CHF mehr (52,5 kWh Maxus mit 50 kWh Opel verglichen natürlich). Ausserdem kann Maxus offenbar liefern. Auf Autoscout24 gibt es bereits einige Modelle die bei denen Lieferdatum Januar 2021 angegeben wird. Ein Vivaro-e zum Vergleich wurde mir frühestens auf Sommer 2021 offeriert. Der einzige kleine Negativ-Punkt: Vorne ist kein Parksensor verbaut. Für Leute die täglich im Berufsleben damit fahren, dürfte das aber kein Argument gegen das Fahrzeug sein.

Der hier war dann doch die grösste Überraschung 🙂