Per Zufall (wirklich) habe ich mir auf Digitec letztens einen Curved Monitor von Alienware angeschaut. Geklickt habe ich, weil er in der Effizienzklasse G ist und ich wissen wollte wie viel Strom er im Betrieb braucht. Kurz gesagt, genug. Doch was mir auch auffällt: In der Modellrechnung steht, dass das Produkt 1,2 Tonnen CO2e auf dem Buckel hat. Das hat mich zu weiteren Abklärungen verleitet. Die 36 kWh Batterie meines Maxus hat zum Vergleich einen Fussabdruck von ca. 3,5 t laut Hersteller.

Ich habe dann mal verglichen. Ein Dell 27 Zoll Monitor kommt auf 590 kg. Andere Screens sind auch alle im Bereich 400 – 700 kg, je nach Grösse. Ist die grösse des Screens massgeblich? Wahrscheinlich, denn ein LG Fernseher mit 65 Zoll wird mit 2,2 t CO2e gehandelt. Der 55 Zoller liegt bei 1,7 t. Im Vergleich dazu wird das Samsung Galaxy S20 mit „nur“ 164 kg veranschlagt. Das scheinen alles korrekte Werte zu sein – Digitec hat das auch auf Anfrage bestätigt.

Nun interessierte mich, welchen Footprint ein Klettergerüst hat. Dieses besteht zum grössten Teil aus Holz und einigen Metallteilen. Der Abdruck ist aber hoch, wahrscheinlich weil das Holz nicht aus lokalem Anbau bezogen und weit transportiert wurde. Eine Anfrage an den Hersteller wurde mir noch nicht beantwortet. Das Produkt von 2 m Länge und Höhe sowie 1,2 m Breite kommt bei Galaxus auf 450 kg.

Wie sieht das mit Batterien aus?

Jetzt wird es spannend. Starten wir mit AA-Batterien – der, sagen wir mal, handelsüblichsten Batterie.

Ein 4er-Pack Einwegbatterien wird mit 0,68 kg veranschlagt. Vom gleichen Hersteller ein 4er-Pack Akkubatterien wird mit 1,68 kg angegeben. Viel mehr! But wait, wenn ich die Akkubatterien 3x nachlade habe ich ja schon weniger CO2e verursacht. Mir kommt das Gefühl, dass nachladbare Batterien eine ganz okaye Sache sind. Vor allem in Autos, statt Benzin, Diesel, Wasserstoff oder so. Da wird ja 10 Jahre lang immer wieder, hunderte male nachgeladen. Danach ist die Batterie als Stationärer Speicher ein paar weitere Jahre verwendbar. Anderes Thema.

Nehmen wir als nächstes Powerbanks und Campingbatterien. Eine 23 Ah Powerbank (um das Handy 3-4x zu laden) gibt 6,3 kg an, was mit nur 15 Rappen kompensiert werden kann. Fair … klingt aber nach etwas wenig.

Denken wir grösser. Ich nehme eine GoalZero Yeti mit 1,5 kWh in den Warenkorb. Oha, 3,4 Tonnen werden angegeben. Das sind fast 2 t pro produzierter kWh, ausserdem ist da ja noch massig Elektronik drin. Bei E-Auto Batterien redet man 2021 noch von ca 60 – 100 kg CO2e pro kWh im Schnitt, maximal 140 kg. Langsam werde ich skeptisch.

Es folgt ein krasses Gegenbeispiel

Ein alternatives aber qualitativ etwa gleichwertiges Produkt mit 1,25 kWh von Ecoflow: DieEmission bei diesem Produkt beträgt gemäss Modell 115,54 kg. So steht’s es da. Wow, das klingt nach deutlich zu wenig. Offenbar muss man doch aufpassen. Zumindest die Berechnungen der Screens sind laut Digitec korrekt. Aber ist das immer so? Ich zweifle.

Solarpanels als nächstes

Ein 150 W Solarpanel (was „richtiges“ gibt es bei Galaxus glaube ich nicht): Die Emission bei diesem Produkt beträgt gemäss Modell 72,62 kg. Das klingt vernünftig und nach dem, was ich von einem kleinen Panel dieser Grösse erwarten würde. Dann fand ich etwas spannendes:

Ein 300 W Solarpanel mit Wechselrichter. 46’164 kg, in Worten: Sechsundvierzig Tonnen. Also irgendwas kann da nicht stimmen. Die Realität ist bestimmte nach Hersteller unterschiedlich, im Durchschnitt soll aber ein 300-350 W Solarpanel in der Produktion ca. 700 – 900 kWh Energie benötigen. Nimmt man einen Ausstoss von 200g pro kWh zu Grunde kommt man tatsächlich auf 180 Kg für ein 300 W Panel. Was beim 150 W Panel steht, scheint also nahe an der Realität zu sein.

Die lange Rechnung gibt Aufschluss:

Wenn dieses 300 W Panel nun 30 Jahre im Einsatz ist und im Durchschnitt 300 kWh pro Jahr produziert, ergibt das 9 MWh. Das zehnfache, was für die Produktion nötig war. OK, die Basis 200g pro kWh ist optimal, 30 Jahre sind zuversichtlich. Jenachdem kann es auch sein, dass so ein Panel „nur“ das 7 – 8 fache rausholt. Der reale Ausstoss pro kWh beträgt in dieser Rechnung grob gerundet 20g / kWh über dessen Lebzeit. Oder halt 5g mehr, wenn man es pessimistischer berechnet.

Das kann Netto-Null werden, wenn der gesamte Produktions- und Recycling-Prozess mit Energie aus Solarpanels (oder anderen erneuerbaren Stromquellen) gespiesen wird. Denn man muss ja bedenken: Emissionen werden nur freigesetzt, wenn im Produktions- und Transportprozess Energie verwendet wird, die auch Emissionen erzeugt. Daher ist es weit von oben betrachtet eigentlich simpel, mit Solarenergie, Batterien und elektrischem Transport einen emissionsfreien Energiekreislauf zu erreichen.